Unibibliothek Graz mit Bunker für wertvolle Handschriften

Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung, ist jetzt die Sondersammlung mit mittelalterlichen Handschriften und ägyptischen Papyri übersiedelt. Der Bibliotheksbestand ist damit komplett. Die wertvolle Fracht erhielt Polizeieskorte.

Nach vier Jahren in einem Außenlager der Uni, sind jetzt auch die 3.400 Handschriften und Inkunabeln (frühe Buchdrucke) der Universitätsbibliothek Graz in ihr neues Zuhause eingezogen. Die Sondersammlung ist am vergangenen Mittwoch in einen extra für sie sanierten Teil des Altbaus überstellt worden.

"Der sogenannte Sondersammlungs-Bunker ist noch einmal separat alarmgesichert und zusätzlich mit einer Gaslöschanlage ausgestattet. In dem ca. 50 m² großen Raum herrschen spezielle Klimabedingungen für die wertvollen Bestände, die permanent überwacht werden. Der Zutritt ist ebenfalls stark reglementiert", erklärt Projektmanager Stefan Gautsch.

Mit einem Sondertransport wurden die letzten Teile der Sammlung in den neuen Tresorraum der Universitätsbibliothek verbracht. Die wertvolle Fracht, deren Wert auf rund 500 Mio. Euro geschätzt wird, wurde von drei Beamten der Grazer Polizei eskortiert. Als erstes verließen der Briefwechsel zwischen Johannes Kepler und dem Mathematiker und Astronomen Paul Guldin (1618-1627) und eine mittalterlische Zivilrechtshandschrift in lateinischer Sprache (Bologna, 14. Jahrhundert) die Ladefläche des Transporters.

Im Bild: Vizerektorin Petra Schaper-Rinkel und Rektor Martin Polaschek

Grund für die Zwischenlagerung der Handschriftensammlung war, dass die Bundesimmobiliengesellschaft die bestehende Bibliothek von Grund auf sanierte und einen spektakulären, auskragenden Glasneubau auf das Bestandsgebäude setzte.

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Im Herbst 2019 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Bibliothek konnte wieder bezogen werden. Die neuen Bestände konnten rasch zurückgebracht werden; in der Abteilung für Sondersammlungen waren monatelange Temperatur- und Klimamessungen im Tresor nötig, um die optimalen Bedingungen vorzubereiten. Wegen der Pandemie entschied man, den Transport überhaupt auf Anfang 2021 zu verlegen.

Handschriften und Inkunabeln sollen der Forschung zur Verfügung stehen. Rund 40 Prozent der Objekte, die sich an der Universitätsbibliothek Graz befinden, sind bereits digital verfügbar und können über das Internet eingesehen werden. Doch die beste Digitalisierung der Welt ersetzt eine Arbeit am Objekt nicht. ForscherInnen und Studierende können mit den Handschriften jetzt wieder vor Ort arbeiten – wenn es die Pandemie wieder erlaubt. 

>> Bericht auf der Website der Uni Graz