Ein großartiger Campus am Inn - Kunstwerk inklusive

Am Freitag wurde das Ágnes-Heller-Haus der Universität Innsbruck mit einer Schlüsselübergabe feierlich eröffnet. Hans-Peter Weiss fasste anlässlich der Eröffnung zusammen: "Das Ágnes-Heller-Haus hat eine besondere Bedeutung für den Campus Innrain und das universitäre Leben in Innsbruck. Es macht den Campus zu einer vollständigen Einheit und schafft über eine Campuswiese und einen markanten Turm die Verbindung zum Stadtraum. Die kompakte Bauweise minimiert Bodenversiegelung und macht den Betrieb energieeffizient, geheizt und gekühlt wird mittels Bauteilaktivierung, eine PV-Anlage wird demnächst montiert. Der Haupteingang ist gleichzeitig ein skulpturales Kunstwerk und führt in ein atemberaubendes Atrium mit freitragenden Treppen."

Bild: Schlüsselübergabe mit Hans-Peter Weiss, Wissenschaftsminister Martin Polaschek, Uni-Innsbruck-Rektorin Veronika Sexl, Staatsekretär Florian Tursky und Wolfgang Gleissner

Bei der Eröffnung sprachen Wissenschaftsminister Martin Polaschek, Staatssekretär im Finanzministerium Florian Tursky, Uni-Innsbruck-Rektorin Veronika SexlHans-Peter Weiss, Bürgermeister Georg Willi sowie der Architekt Günter Mohr und die ÖH-Vorsitzenden Sophia Neßler. Philosoph Josef Mitterer berichtet über Leben und Werk der Namensgeberin Ágnes Heller. 150 Gäste besuchten die gelungene Veranstaltung, die von der "Uni BIG Band" feierlich begleitet wurde.

Ein "Landmark" für den Campus Innrain

Der 13.000 m² große Neubau wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft als Bauherr und Liegenschaftseigentümer errichtet. Er besteht aus zwei Unter- und fünf Obergeschoßen, die einen Sockel mit Terrasse bilden, Richtung Straße bilden weitere fünf Obergeschoße einen Turm, der das Gebäude klar im Stadtraum positioniert. Der Eingangsbereich ist eine baukulturelle Referenz an die Arkaden in der Innsbrucker Altstadt. Der größte Bogen und gleichzeitig Haupteingang ist ein Kunst-und-Bau-Projekt von Peter Sandbichler, das den Titel "Portal" trägt und aus einem Wettbewerb von BIG ART als Siegerprojekt hervorgegangen ist.  Über dieses skulpturale Entrée gelangt man in ein atemberaubendes, lichtdurchflutetes Atrium mit freitragenden Stiegen. Die eigens für diese Stiegen entworfenen Geländer verstärken die räumliche Wirkung. Über das Atrium bekommen auch die innenliegenden Räume Tageslicht.

Im Erdgeschoß ist die öffentlich zugängliche Mensa mit Gastgarten Richtung Innpromenade positioniert, in Richtung der Straße liegt der Eingang zur Expositur des Archäologischen Museums der Universität Innsbruck, das sich im ersten Untergeschoß befindet. Die beiden zweistöckigen Hörsäle sind in den zwei Untergeschoßen positioniert und haben trotzdem Tageslicht, einer davon ist gleichzeitig das Audimax der Universität, hat 600 Sitzplätze und einen spektakulären Blick auf die Nordkette. In den unteren Obergeschoßen befinden sich mit Seminarräumen, Lese- und Lernzonen die Bereiche für die Studierenden. In einem Raum wurde ein Schulklassenzimmer zur praktischen Ausbildung von angehende Lehrer*innen nachgebildet. In den oberen Stockwerken befinden sich Büroräume.

Campusentwicklung und Nachhaltigkeit

Wegen der verhältnismäßig kleinen Grundfläche des neuen Gebäudes, sind auf der Liegenschaft großzügige Freiräume entstanden. Dem Ágnes-Heller-Haus ist ein Boulevard für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vorgelagert, der den Innrain mit der Innpromenade verbindet, Richtung Inn befindet sich eine Campuswiese, die von den Studierenden gerne genutzt wird. 

Universitätsgebäude sind vielbeanspruchte, öffentliche Gebäude mit hoher Frequenz. Mit dem Ágnes-Heller-Haus ist ein besonders robustes Haus entstanden, das mit Stahlbetonbauweise und besonders strapazierfähigen Oberflächenmaterialen (zum Beispiel für die Böden) langlebig und damit nachhaltig ist. Die kompakte Bauweise vermeidet großflächige Bodenversiegelung und macht den Betrieb des Gebäudes möglichst energieeffizient. Der Grundriss ist so konzipiert, dass bestehende Räume bei Veränderungen im Universitätsbetrieb umfunktioniert werden können, was den Lebenszyklus des Hauses ebenfalls verlängert. Über Betonkernaktivierung wird geheizt und gekühlt, Lüftungsanlagen sind mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, eine PV-Anlage wurde während des Baus vorbereitet und wird demnächst montiert.

Der Philosophin Ágnes Heller gewidmet

Benannt ist das Haus nach der ungarischen Philosophin Ágnes Heller, die 2015 zur Ehrendoktorin der Universität Innsbruck ernannt wurde und im Sommer 2019 verstarb. Ágnes Heller wurde 1929 in Budapest geboren und überlebte als Kind jüdischer Eltern den nationalsozialistischen Terror in Ungarn, während viele ihrer engsten Verwandten ermordet wurden. Nachdem sie einen Vortrag des marxistischen Philosophen Georg Lukács gehört hatte, entschied sie sich dafür, Philosophie zu studieren. Nach Abschluss ihres Studiums wurde sie die Assistentin von Lukács und eine der bedeutendsten Figuren der sogenannten Budapester Schule. Aufgrund ihrer kritischen Einstellung gegenüber der kommunistischen Partei in Ungarn wurde ihr schon bald verboten, weitere Bücher zu publizieren. Als sie und ihr Ehemann Ferenc Fehér auch noch ihre Arbeitsplätze verloren, entschlossen sie sich schließlich, nach Australien zu emigrieren, wo Ágnes Heller zunächst eine Professur an der La Trobe Universität in Melbourne erhielt, bevor sie an der New School for Social Research in New York die Nachfolge von Hannah Arendt antrat. Ihre wissenschaftlichen und philosophischen Arbeiten hatten immer das Leben und die Freiheit im Fokus. Ágnes Heller war Ehrendoktorin an der Universität Innsbruck. Der Neubau am Innrain ist damit das erste Universitätsgebäude, das nach einer Frau benannt wurde.