Ballsportgymnasium Viola Park

Fischhofgasse, 1100 Wien, Österreich
Fischhofgasse, 1100 Wien, Österreich

Das neue Ballsportgymnasium fügt sich ruhig in das Areal „Viola Park“ ein und bildet als viergeschossiger Baukörper einen klaren Abschluss zum Stadion. Zum Park hin erscheint die
Kubatur als eingeschossiger Baukörper, welcher die Turnhalle beherbergt. Auf dem Hallendach entsteht eine grüne Dachoase, welche das Mikroklima verbessert und allen SchülerInnen und PädagogInnen einen Ort der Erholung bietet. Die erdgeschossigen Freiräume können somit für den Sportunterricht genutzt werden.

Turnhalle als Mittelpunkt
Der erdgeschossige Rücksprung der Fassade ermöglicht einen gut erkennbaren und gedeckten Eingangsbereich zum Horrplatz. Das transparent gestaltete Erdgeschoss ermöglicht vielfältige Durchblicke zum Turnsaal und Freiraum. Es verbindet die schulischen und sportlichen Bereiche der SchülerInnen und stellt eine enge Vernetzung her. Die Turnhalle, das Herzstück des Ballsportgymnasiums, ist über die gesamte Länge aus dem Erdgeschoss erlebbar. Eine öffenbare Galerie ermöglicht Sichtbezüge und begleitet die großzügig zusammenschaltbaren Räume wie Aula, Mehrzweckraum und Speisesaal. Diese können als separate Einheiten im Regelunterricht verwendet werden oder für Sportveranstaltungen und Maturafeiern mit Catering zueinander geöffnet werden. Ebenfalls im Erdgeschoss und somit gut erreichbar und präsent ist die Verwaltung der Schule, sowie die zum Freiraum orientierte Bibliothek und der Kunstraum. Über die zentrale Sitztreppe in der Aula ist eine direkte Verbindung zu den Umkleiden im Untergeschoß und dem Zugang zur Sporthalle gewährleistet. Sie schafft zudem einen attraktiven und lebendigen Aufgang zu den darüberliegenden, dem Lernen gewidmeten, Geschossen und bietet Platz zum Treffen und Verweilen. Die Obergeschosse zeichnen sich durch ihre klare Struktur aus. Um die Mittelzone mit zentralem Luftraum, Lerninseln und Garderoben befinden sich die Homebases und
Unterrichtsäume. Die sechs Homebases sind gleichmäßig auf drei Ebenen verteilt und verfügen jeweils über eine witterungsgeschützte Loggia für Unterricht im Freien oder zum frische Luft schnappen. Die Unterrichtsräume befinden sich jeweils in direktem Anschluss und orientieren sich sowohl zum Park als auch zum Stadion.

Wettbewerb

EU-weiter, offener, einstufiger Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungsverfahren für die Vergabe von Generalplanerleistungen zur Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für das Projekt Ballsportgymnasium am Standort 1100 Wien, Fischhofgasse

Die Sitzungen des Preisgerichts fanden am 25. und 26.04.2022 statt. 

1. Rang = Gewinner

Franz und Sue ZT GmbH

Auszug aus dem Juryprotokoll zum Gewinnerprojekt

Ein klarer längsorientierter Baukörper, der den Horrplatz an der Ostseite begrenzt, reagiert auf den städtebaulichen Bestand und die zukünftige bereits festgelegte Baumassenentwicklung des Horrplatzes. Die drei Obergeschoße über der transparenten Eingangsebene vermögen eine starke und aber nicht sperrige Eingangssituation zum Horrplatz zu bilden und dem Fußballstadion ein maßstäbliches Gegenüber zu bieten.  Die vermeintliche Einfachheit des Baukörpers wird durch eine Fassadengliederung mit leicht
überhängenden Brüstungen, ausgestellten Verschattungselementen und eingeschnittenen "Loggien" in jedem Geschoß ziseliert- das Spiel der "ausgestellten" Beschattung wird eine Lebendigkeit und Leichtigkeit des Baukörpers bewirken. Dem platzbegleitenden Baukörper ist ostseitig ein räumlich verbundener, aber konstruktiv getrennter Turnsaal angegliedert. Dieser bietet - eingeschossig ins Gelände eingebettet - auf seinem Dach eine großzügige Freifläche an, die auch mit dem verbleibenden gewachsenen Freibereich über eine breite Treppe verbunden ist. Der Frage des Flächenverbrauchs durch den freistehenden Turnsaal steht ein großzügiges Angebot an gemeinsam zu nutzender Terrasse gegenüber. Das Projekt besticht durch eine Selbstverständlichkeit der funktionalen Zuordnung und Organisation über alle Geschosse. Der Grundhaltung des Projektes – der Selbstverständlichkeit entspricht auch die Ausbildung des großzügigen überdachten Zugangs zur Schule und die Wegeführungen im Inneren. Die Eingangsebene räumt dem Turnsaal die gewünschte Präsenz im Herzen der Schule ein. Eine vertikale Öffnung mit großzügiger Treppe, Sichtverbindungen über alle Geschoße, die zugleich Licht in die inneren Zonen des Volumens bringt, ermöglicht jedem einzelnen Nutzer, jeder einzelnen Nutzerin die Zughörigkeit zum gesamten Schulorganismus. Die funktionale Zuordnung in den Obergeschossen besticht durch leichte Orientierbarkeit durch den gemeinsamen offenen Binnenraum und die Adaptionsmöglichkeit der Departmentgrößen. Die derzeit offen dargestellten Homebases werden in der Weiterbearbeitung großteils geschützte, abgeschlossene Bereiche erfordern. Dies wird im dargestellten Flächenangebot aber keine räumlichen Defizite nach sich ziehen. Die dargestellten Größen der Homebases könnten zugunsten der Loggien reduziert werden. Die windgeschützten Freibereiche könnten auch zu unbeheizten Wintergärten weiterentwickelt werden. Die ausladende Vertikalverbindung in die Obergeschoße sollte im Längen- und Breiten-verhältnis der Öffnung überprüft werden. Die Aufwertung des Zugangs zur Turnsaalebene ist nachvollziehbar, die Wiederholung des Motivs der Stiegenanlage in das Untergeschoß wird jedoch hinterfragt.

2. Rang

Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH

Schlögelgasse 9, 8010 Graz

Auszug aus dem Juryprotokoll

Klarheit und Logik in städtebaulichen und architektonischen Aspekten sind bestechende Merkmale beim vorliegenden Projekt. Die Positionierung eines nahezu quadratischen Baukörpers an der Ecke Schwarzerweg und Fischhofgasse bildet städtebaulich eine Torsituation zum Horrplatz. Damit kann auch die gewünschte Durchlässigkeit laut städtebaulicher Leitidee am nördlichen Grundstücksrand geschaffen werden. Der Baukörper entwickelt in seinem Inneren eine Lichthofsituation, um in die Kernzone des
Volumens Tageslicht und Außenluft zu bringen und windgeschützte Kleinterrassen anzubieten. Der transparente Baukörper wird in eine umlaufende vorgestellte Leichtkonstruktion gehüllt und durch Berankungen und Verschattungselemente geschützt. Diese Strukturierung verleiht dem Baukörper trotz der dreiseitigen Reduktion auf glatte, transparente Fassadenflächen Leichtigkeit und Lebendigkeit. An der Ostseite wird das umhüllende Gerüst aufgeweitet, um hier über alle Geschosse vorgelagerte Balkonflächen anzubieten. Die Eingangsebene präsentiert sich als öffentliche Zone, die das Leben der Schule auch im Stadtraum präsent macht. Die Organisation der Allgemeinfläche in zwei durch den Turnsaal getrennte, nur durch schmale Gänge verbundene Areale kann die gewünschte vielfältige Nutzbarkeit nicht einlösen. Die Situierung des Haupteingangs selbst müsste auch im Sinne der Variabilität überarbeitet werden. Die Eingangsebene wird als autonome Zone gesehen. Eine vertikale Volumsöffnung wird nicht angestrebt. Die niedrige Raumhöhe des Eingangsgeschosses vermindert den Eindruck der großzügigen Aula. Die Obergeschosse sind klar geordnet und mit Raffinesse durchstrukturiert. Jedem Geschoß wird ein Außenbereich im Osten direkt zugeordnet. Die Grundkonzeption des Wandelgangs um einen Innenhof wird durch die Positionierung des PädagogInnenbereichs eingeschränkt. Die Homebases sind als offenes Flächenangebot dargestellt. Die Notwendigkeit der Ausbildung von eigenen Raumabschlüssen für die selbstverwalteten SchülerInnenbereiche würde eine Grundrissorganisation mit Gängen nach sich ziehen, die dem Anspruch der offenen Flächen für differenzierte Nutzungen nicht gerecht werden könnte. Der verbleibende Außenbereich kann die gewünschten Sportflächen gut aufnehmen, sieht aber keine Differenzierung vor. Die Kleinteiligkeit des Binnenfreibereichs wird in der Funktionalität kritisch gesehen.

3. Rang

ARGE Kronaus Mitterer + Gallister und Partner
Erdbergstraße 52-60/3/4, 1030 Wien

Die Schule besteht aus einer dreiarmigen Kammstruktur. Das Rückgrat bildet ein viergeschossiger Riegel, der gegenüber der Generali Arena den Vorplatz rahmt. Nach Osten
bildet das terrassierte Gebäude einen sanften Übergang zum Grünraum. Die klassische Anordnung erlaubt den Zugang zu den vorgelagerten Terrassen in allen Ebenen.
Der tiefergelegte Turnsaal wird im Norden und Süden von einem Querriegel gerahmt. Der dritte Querriegel überspannt die große Turnhalle mittels Geschossträgern. Die Dreifachturnhalle wird so in das Gebäude integriert. Insgesamt zeigt der Entwurf eine klare Struktur. Die Eingangszone weist gute Kombinationsmöglichkeiten der Räume um die Aula auf. Wenig überzeugend wurden hingegen die Lösungen für die Homebases beurteilt. Die Anordnung parallel mit dem Hauptkorridor erlaubt kaum die erforderliche Intimität für die Schüler. Ebenfalls ungünstig werden die Belichtung der Zonen im Bereich der T-Verbindungen zu den Querriegeln gesehen, wie auch die Verwebung der Wege. Die zentrale Anordnung der Arbeitsbereiche der LehrerInnen widerspricht der Auslobung. Auch die gewünschte Zuordnung der Lerninseln zu den einzelnen Unterrichtsbereichen wurde nicht umgesetzt. Insgesamt zeigt das Projekt ein tragfähiges Entwurfskonzept, mit besonderen Stärken in der städtebaulichen Integration und eine smarte Lösung der konstruktiven Aspekte des Projektes.

Verfahrensbetreuer

Hans Lechner ZT GmbH

Lerchenfelder Straße 65
A-1070 Wien