Wasserbaulabor am Brigittenauer Sporn

Ein Arbeitsplatz, durch den 10.000 Liter Donauwasser fließen

Thomas Bauer und Mehmet Yildirim sind für die technische Betriebsführung des Wasserbaulabors verantwortlich.

Wenn sich die Schleusen öffnen und mit lautem Getöse 10.000 Liter Donauwasser pro Sekunde durch einen 90 Meter langen und 25 Meter breiten Flussdurchlass strömen, dann sind Thomas Bauer und Mehmet Yildirim an ihrem Arbeitsplatz angekommen. 
Ein außergewöhnlicher Ort, ein europäisches Leuchtturmprojekt, für das Bauer und Yildirim den laufenden Betrieb, die Wartung, die Instandhaltung und das Gewährleistungsmanagement verantworten.

Das Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), das auch vom Bundesamt für Wasserwirtschaft genutzt wird, liegt mit seiner markanten Architektur eingebettet zwischen Donaukanal und Donau am Brigittenauer Sporn. 
80 Wissenschaftler*innen forschen dort unter anderem über Wasserbewegung, Ökologie, Hochwasserschutz und nachhaltige Wasserkraft. Die zwei Hallen mit 3.500 Quadratmetern ermöglichen praxisorientierte 1:1-Experimente. Herzstück ist der „Main Channel“, der unter dem Wasserspiegel der Donau liegt und durch den bis zu 10.000 Liter Flusswasser pro Sekunde ohne Pumpen geleitet werden können.

„Wir sind ganz nah an der Forschung dran. Die Kraft, mit der das Wasser durch die Räume schießt, ist beeindruckend. Man darf nicht vergessen, dass wir hier die Donau durchleiten“, sagt Servicemanager Thomas Bauer.

Standortleiter Mehmet Yildirim macht gerade seinen täglichen Rundgang – vom untersten Stockwerk bis zum Dach. „Wir schauen, dass hier alles funktioniert. Unsere Hauptaufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass alle Sicherheitseinrichtungen funktionieren und kein Wasser eindringt. Ganz unten ist die Pumpenstube, das ist der empfindlichste Bereich und der tiefste Punkt. Hier kann das Wasser am schnellsten eintreten. Das muss mehrmals am Tag kontrolliert werden. Wegen des Kondenswassers müssen wir besonders darauf achten, dass die Rinnen sauber sind, die werden dann mit dem Nasssauger abgesaugt“, erklärt Yildirim.

Auch die Sicherheitseinrichtungen wie Brandmeldeanlage, Notbeleuchtung und Notrufeinrichtungen werden täglich überprüft. Das ist Vorschrift und Alltag, wie in jedem anderen Gebäude auch.

„Die Dimensionen hier im Wasserbaulabor sind allerdings andere. Wir arbeiten in 14 Metern Höhe, wenn wir zum Beispiel die LED-Beleuchtung oder die Lüftungsanlage überprüfen“, erklärt Thomas Bauer.

Die Arbeit unterscheidet sich grundlegend von den Tätigkeiten in den Forschungslabors der BOKU in der Muthgasse. „Es ist ganz anders. Im Wasserbaulabor sind wir sozusagen die Grobmotoriker. Es wird umgebaut, es werden Steine in den Kanal gelegt, es wird viel mit Holz gearbeitet. Es wird viel mit Kränen gehoben, auf- und abgebaut, es sind Versuche im großen Stil. Das ist schon außergewöhnlich und ein ganz anderes Arbeiten als in anderen Gebäuden“, so Bauer.

Yildirim ergänzt: „Die Herausforderung ist auch, dass die Mitarbeiter*innen von Fremdfirmen, die für die Gewährleistungswartung oder die Mängelbeseitigung zuständig sind und vor Ort mit Kränen oder Hebebühnen arbeiten, alle Sicherheitsvorschriften einhalten. Wir achten darauf, dass ihnen nichts passiert, dass die Personen sich vorschriftsmäßig angurten und, dass die Kräne gesichert sind und nicht zusammenprallen“, erklärt der Standortleiter.

Thomas Bauer und Mehmet Yildirim sind seit Oktober 2022 für das 17.000 Quadratmeter große, vierstöckige Gebäude verantwortlich. Auf Basis der jahrelangen und vertrauenswürdigen Zusammenarbeit konnte mit der BOKU 2022 eine entsprechende Vereinbarung für die technischen Betriebsführungsleistungen erfolgreich abgeschlossen werden.
Von Oktober bis Dezember des Vorjahres lief im Wasserbaulabor die StartUp-Phase, im Januar 2023 ging es in Teilbetrieb.

„Es ist schon etwas Besonderes, für ein Gebäude dieser Dimension verantwortlich zu sein, das in der gesamten Europäischen Union einzigartig ist. Es macht uns stolz, hier zu arbeiten“, sind sich Yildirim und Bauer einig.