Viel tut sich in der Otto Wagner Postsparkasse

Die Nutzung der Otto Wagner Postsparkasse als Standort für Wissenschaft, Forschung und Kunst nimmt Formen an. Kurz vor Weihnachten unterzeichneten mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Forschungsförderungsfonds FWF zwei renommierte Institutionen aus der Welt der Forschung den Mietvertrag. 

Die ÖAW wird mit einer MV-Fläche von 16.000 m² zum größten Mieter in der 40.000 m² großen Postsparkasse und zieht demnächst mit mehreren Instituten ein. In unmittelbarer Nähe zum Haupthaus, finden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ÖAW in der Postparkasse Rahmenbedingungen vor, die eine inspirierende Baugeschichte mit moderner Infrastruktur verbinden.

Der FWF verlegt seinen Sitz komplett aus dem Haus der Forschung im 9. Bezirk in das Architekturjuwel im 1. Bezirk. Die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übersiedeln ab Jahresbeginn 2023 in den zweiten Stock des Avantgarde-Baus und werden 3.000 m² zur Verfügung haben.

Die Universität für angewandte Kunst hat ihre Mietvertragsfläche von ca. 8.400 m² inzwischen fast vollständig bezogen und hat über den Sommer schon eine Ausstellung der Vienna Biennale of Change gezeigt. Das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung hat seine (kleine) Wien-Dependance in der Postsparkasse eingerichtet. Und der Mietvertrag für die Johannes Kepler Universität Linz ist auch unter Dach und Fach. Die Oberösterreicher werden ab Herbst gut 1.000 m² besiedeln. 

Drei neue Stiegenhäuser für das denkmalgeschützte Architekturjuwel

Parallel zu den Mietvertragsverhandlungen wird ein Teil des Gebäudes nach den Plänen des Architekturbüros Palme saniert. Die Arbeiten laufen seit Oktober und sollen mit Jahresende abgeschlossen sein. Otto Wagner hat sein Postsparkassengebäude vor 100 Jahren so visionär konzipiert, dass bei der Umnutzung vom Bankgebäude zum modernen Standort für Uni- und Forschungsinstitute nur wenig adaptiert werden muss. Weil künftig deutlich mehr Menschen im Haus am Georg-Coch-Platz arbeiten werden, müssen zum Beispiel neue Fluchtwege geschaffen werden. In einer Ikone des Jugendstils, in der sogar die Sesselpatscherl denkmalgeschützt sind, keine triviale Aufgabe.

Die sichtbarste Maßnahme der Funktionssanierung sind zwei neue, verglaste Stiegenhäuser in den Innenhöfen, die zur sicheren Entfluchtung dienen. Sie werden harmonisch in den historischen Bestand eingegliedert, gleichzeitig lassen sie Tageslicht in die anliegenden Innenräume. Die neuen Stiegenhäuser werden anstelle der beiden bestehenden Aufzugsanlagen errichtet, die, vermutlich in den 1970ern, nachträglich ergänzt wurden. Jedes neue Stiegenhaus bekommt auch einen modernen Aufzug. Oberlichten dienen zur natürlichen Belüftung der Stiegenhäuser; eine transluzente Verglasung schützt vor sommerlicher Überhitzung. Die Wahl der Materialien erfolgt in Anlehnung an den Bestand: semi-opakes Glas, Sichtbeton, gebürsteter Edelstahl. 

Ein drittes neues Stiegenhaus im Inneren des Gebäudes dient zur Erschließung und – zusammen mit zwei neu errichteten Ausgängen auf die Straße – zur Entfluchtung des Gebäudes. Im gesamten Gebäude werden außerdem die Brandmeldeanlage und die Fluchtwegsbeleuchtung komplett erneuert, die IT-Verkabelung wird den Anforderungen der jeweiligen Nutzer entsprechend errichtet.

Fotos Funktionssanierung: Sima Prodinger