Platz für zukünftige Nobelpreisträger*innen

Fakultät für Physik der Uni Wien bekommt Zubau mit Dachterrasse – der gepflasterte Innenhof wird teilweise begrünt. 

 

Wer rund um die Baustelle bei der Fakultät für Physik der Universität Wien unterwegs ist, kann schon einmal einem Nobelpreisträger über den Weg laufen. Denn das Gebäude, das von der BIG um einen 1.100 m2 großen Zubau erweitert wird, grenzt an das Institut des Physik-Nobelpreisträgers Anton Zeilinger. 

Der große Komplex – eingebettet zwischen Boltzmanngasse, Währinger Straße und Strudelhofgasse im 9. Bezirk – beherbergt die Physik- und Chemie- Institute der Universität Wien und wurde 1913 errichtet. 
Ein klassischer Wiener Altbau vom Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem klassischen Innenhof, wie man ihn kennt. Und genau hier entsteht bei laufendem Unibetrieb der Zubau für das Physik-Institut, weil dringend Platz benötigt wird.
Die Baustelle im Innenhof ist gerade einmal so groß wie ein durchschnittliches Einfamilienhausgrundstück, der Zugang zur Baustelle beengt, da auch die Fluchtwege für den Universitätsbetrieb freigehalten werden müssen. 

Eine Herausforderung ist die beengte Baustellensituation im Innenhof. Die schweren Bauteile werden mit einem Kran von der Boltzmanngasse über das Gebäude gehoben Der Zubau erfolgt bei laufendem Betrieb.

Sechs Geschosse, begrüntes Dach und neu gestalteter Innenhof


Auf sechs Etagen – Keller und fünf Obergeschosse – entstehen im neuen Gebäudeteil Büros, Labors, Werkstätten und Lehrräume. Baubeginn war im Mai 2023, die Fertigstellung ist für Oktober 2024 geplant. Die Werkstattflächen im Bestandsgebäude werden ebenfalls saniert und zu Labor- und Büroflächen umgebaut.
Als Ersatz für die durch den Anbau wegfallenden Balkone wird auf dem Dach eine Terrasse errichtet, die von den Studierenden und Lehrenden genutzt werden kann. Die Dachflächen werden begrünt. Die metallisch glänzende Fassade soll zusätzliches Licht in den Innenhof bringen. Der Innenhof wird ebenfalls umgestaltet und begrünt und soll künftig durch eine verbesserte Zufahrt auch die Anlieferung für die Werkstätten erleichtern. Für den Zubau und die Generalplanung ist das „Atelier Architekt Palme“ zuständig.

Zurzeit wird der Keller gebaut. Die Bodenplatte ist fertig, derzeit werden die Kellerwände errichtet. Der Rohbau soll im März 2024 fertiggestellt sein.
 

Zubau wird hofseitig an das Physik-Institut angebaut 

Der Zubau wird hofseitig an das Physik-Institut angebaut und mit diesem verbunden. Der mittlere Vorsprung wird abgebrochen, dort wird angebaut, da die Gänge zum Innenhof und die Räume zur Straße hin orientiert sind.
Der Altbau wird während der gesamten Bauzeit überwacht, auch deshalb, weil aufwendige Fundamentsanierungen für den Zubau erforderlich wurden.

An der Fakultät für Physik arbeiten, forschen und lernen rund 2.300 Studierende, 400 Beschäftigte und 50 Professor*innen.
Ende des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts lehrten und studierten am Institut für Physik zahlreiche bekannte und einflussreiche Wissenschaftler*innen – darunter auch die beiden späteren Nobelpreisträger Victor Franz Hess (1883-1964) und Erwin Schrödinger (1887-1961). 

Wer nun denkt, das Gendersternchen sei nicht angebracht, der irrt. Denn auch die Kernphysikerin Lise Meitner (1878-1968) promovierte 1906 als eine der ersten Frauen in Physik an der Universität Wien.
Bis 1913 war das Institut in einem desolaten Mietshaus in der Türkenstraße untergebracht –rund 800 Meter vom heutigen Standort in der Boltzmanngasse entfernt – ein wenig renommierter Standort für die ausgezeichneten Wissenschafter*innen. 

In der Türkenstraße lehrte auch Ludwig Boltzmann (1844-1906), der als einer der bedeutendsten Physiker seiner Zeit gilt. Im selben Jahr, in dem 1913 das neu errichtete Institutsgebäude am heutigen Standort fertiggestellt wurde, wurde auch die Gasse nach Boltzmann benannt.