Partizipationsprozess bringt Meilenstein

In Deutschlandsberg befinden sich vier Schultypen in einem Gebäude: das BG/BORG, die HAK/HAS, die HLW/FW und fünf Klassen der HTL Bulme. Die Schule aus den 70er Jahren soll voraussichtlich ab dem Jahr 2025 saniert und erweitert werden. Doch bevor der Architekturwettbewerb startet und die Planersuche beginnt, gab es einen umfangreichen Partizipationsprozess.

Über ein dreiviertel Jahr wurde dieser geleitet von Susanne Holler-Mündl, Susanne Kummer, Roman Auweck und unter Mitarbeit von Rebecca Eresheim vom RIM-Architekturteam. Daran beteiligt waren die Direktor*innen der vier Schulen, Lehrkräfte, Schüler*innen sowie das Verwaltungspersonal und die Bildungsdirektion Steiermark.

"Uns war wichtig, eine Vision für das gesamte Haus zu schaffen und die Ausgangsbasis dafür war der Beteiligungsprozess", so Susanne Holler-Mündl.

Vom Kick Off bis zum Abschlussplenum

Am Anfang gab es zwei Kick Off Termine. Hier wurden unter anderem der Prozess einer Partizipation vorgestellt, ein Online-Fragebogen wurde an die Schulgemeinschaft versendet und die Ergebnisse der Befragung im Kick Off II präsentiert, erweitert und konkretisiert. Darauf folgten Exkursionen ins TGM IT Lernbüro, in die HAK Polgarstraße, BRG Lessinggasse, AHS Wien West und dem BRG in der Au in Innsbruck und die HBLA Rotholz. Nach den Exkursionen folgten noch vier Workshops, um die Exkursionen zu reflektieren und unter anderem folgende Fragen zu klären: Was sind die gemeinsamen Synergien und was ist meine eigene Schulidentität? Workshop für Workshop wurden mehr Details ausgearbeitet und Themen und Bedürfnisse geklärt. Workshop 5 und 6 waren ursprünglich nicht vorgesehen, waren aber aufgrund der Komplexität notwendig. Die Stimmung unter den Beteiligten war sehr positiv, die Mitarbeit konstruktiv, tiefgehend und respektvoll.

Präsentation der Ergebnisse

Am 1. Februar wurden die Ergebnisse in Deutschlandsberg vorgestellt. Unter den Gästen waren zahlreiche interessierte Schüler*innen, Lehrkräfte und Geschäftsführer der BIG Wolfgang Gleissner, Leiterin des Unternehmensbereichs Schulen Edith Klesl-Tauchner, Manfred Trummer sowie Oliver Kölli von der Bildungsdirektion und der Bürgermeister Josef Wallner, der die Anschrift der Schule von Lagergasse 11 zu "Am Bildungscampus 1" nach der Fertigstellung ändern möchte.

"Schule ist mehr als ein Gebäude, es ist eine Institution. In der Schule werden die Menschen für die Zukunft ausgebildet", sagt Wolfgang Gleissner in seiner Ansprache im Rahmen der Abschlusspräsentation.

Vier Schulen – ein Department System

Zurzeit wird in der Oberstufe in den sogenannten Stammklassen unterrichtet. Das soll sich aber ändern, denn die Beteiligten des Partizipationsprozesses haben sich auf das Department System in der Oberstufe geeinigt. Die Unterstufe soll weiterhin in Stammklassen in Clustern organisiert sein, dass bedeutet eine räumliche Anordnung von vier Klassen mit einer gemeinsam genutzten Lernfläche.

"Ich betreue seit 15 Jahren Beteiligungsprozesse und hier ist es erstmals gelungen, dass vier Schulen in einer harmonievollen Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Strang ziehen und sich gemeinsam auf einen Umstieg vom Stammklassen in ein Department System geeinigt haben", freut sich Susanne Holler-Mündl.

Die vier Schultypen werden in Zukunft noch stärker zusammenarbeiten und sich Räume teilen, trotzdem soll jede Schule ihre Identität behalten. Jeder Schultyp soll klar sichtbar sein, die großzügig gestaltete Aula bleibt erhalten und soll auch zukünftig ein wichtiger Treffpunkt für die Schüler*innen sein.

Im Departmentsystem gehen die Schüler*innen zum Unterricht in die jeweiligen Fachgruppenräume, in denen die Lehrkraft den Overhead hat, und diesen Raum auch je nach Fach individuell gestalten kann. Beispielsweise findet der Deutschunterricht in einem Unterrichtsraum im Department Sprachen statt, wo auch Unterrichtsmaterialen, wie Wörterbücher oder Literatur gelagert sind. In den Departments stehen je nach Schüleranzahl kleinere und größere Unterrichtsräume zur Verfügung, zudem runden Lerninseln das räumliche Angebot ab. So kann Lernen in unterschiedlichen Settings stattfinden.

Die verschiedenen Unterrichtsgegenstände der vier Schulen werden in folgenden Departments zusammengefasst.

  • Sprachen
  • Geisteswissenschaften
  • Naturwissenschaften
  • Kunst und Musik
  • Ernährung
  • Wirtschaft
  • Informatik
  • Mathematik
  • Technik
  • Bewegung und Sport

Ein wesentliches Kriterium für das Funktionieren eines Departmentsystems ist die Homebase. Sie ist eine Art Heimathafen für die Schüler*innen, wo sie von hier aus in das jeweilige Department zum Unterricht gehen. In den Homebases befinden sich Spinde, wo die Schulunterlagen verwahrt werden können. Es ist auch ein Ort des Verweilens, des Austauschs und des Rückzugs in den Pausen.

Neu sind auch die Aufenthalts- und Arbeitsbereiche für die Lehrer*innen. Nach der Sanierung gibt es diese für gemeinschaftliche Nutzungen und Nutzungen je Schultyp. Es werden dabei unterschiedliche Arbeitsstettings angeboten.

Diese Ergebnisse des Partizipationsprozesses werden in einem Ergebnisbericht festgehalten und seitens BIG in ein Raum- und Funktionsprogramm eingearbeitet.

Beide Dokumente werden mit der Bildungsdirektion und dem Bildungsministerium Anfang März abgestimmt. Danach erfolgt die Erstellung der Machbarkeitsstudie, in der geprüft wird, unter welchen Bedingungen sich die Wünsche im bestehenden Gebäude abbilden lassen. Diese wird noch im Juni der Bildungsdirektion, dem Bildungsministerium und der Schule präsentiert. Dann wird es spannend, welche Lösungen Architekt*innen im darauffolgenden Architekturwettbewerb für das Gebäude entwickeln werden.