Campus der Superlative

Alte WU wird moderner Bildungscampus – erste Eckpunkte wurden präsentiert


Weniger Beton, mehr Grün und eine kleinteilige Bebauung anstatt eines monolithischen Glaspalasts: So soll der neue Campus Althangrund aussehen. Dort, wo heute die Alte WU und das ehemalige Biologiezentrum der Universität Wien im 9. Bezirk stehen und das Grätzel rund um den Franz-Josefs-Bahnhof unterbrechen, soll bis 2030 ein städtebauliches Projekt mit dem größten Bildungscampus Österreichs entstehen.

Die Liegenschaft bleibt auch in Zukunft ein Bildungsstandort: Ab 2027 wird in mehreren Etappen gebaut. Ab 2030 werden Schritt für Schritt Schulen, ein Standort der Universität Wien und ein Standort der BOKU eröffnet. Die Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien, deren Institute derzeit auf 15 verschiedene Standorte verteilt sind, soll erstmals an einem Standort zusammengeführt werden. Darüber hinaus entsteht ein Ort des generationenübergreifenden Lernens und Zusammenlebens mit Aufenthalts- und Verweilmöglichkeiten.

Das Projekt ist ein großer Wurf, nicht nur wegen seiner räumlichen Dimensionen, sondern auch wegen der Investitionssumme von rund einer Milliarde Euro.

„Mit dem neuen Campus Althangrund entsteht in den nächsten zehn Jahren ein klimafreundlicher Bildungsstandort der Superlative mit über 150.000 m² Nutzfläche, der die Nachbarschaft städtebaulich aufwertet und auf den Campus holt. Der bestehende monolithische Gebäudekomplex wird in ein Ensemble mit kleineren Gebäuden aufgelöst, die Gebäudehöhen sollen unterschiedlich hoch sein und jedenfalls nicht höher als 35 Meter, es entstehen also keine Hochhäuser. Der Campus Althangrund wird das gesamte Viertel rund um den Franz-Josefs-Bahnhof deutlich aufwerten“, betont BIG-CEO Hans-Peter Weiss.

Nach Verhandlungen mit den ÖBB ist es der BIG gelungen, das Areal langfristig als Universitäts- und Schulcampus zu sichern - und zwar mit einem Baurecht für die nächsten 100 Jahre. Der Baurechtsvertrag mit den ÖBB wird demnächst unterzeichnet.

Noch in diesem Jahr wird ein Campuswettbewerb ausgelobt, der festlegt wie der Campus aussehen wird. Anschließend werden Architekturwettbewerbe für die einzelnen Baufelder durchgeführt. Zur Vorbereitung des Campus-Wettbewerbs hat die BIG eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

 

Entsiegelung, Begrünung, Material-Recycling

Der Bildungscampus der Zukunft soll besonders klimafreundlich werden. Es ist geplant, einen Teil des Bestands abzutragen und einen Teil der Platte rückzubauen, Flächen zu entsiegeln und attraktive Freiräume zu schaffen.

Die Baukörper werden offen angeordnet, auch um eine Durchlüftung und nächtliche Abkühlung zu ermöglichen. Damit wird auch die bestehende Wärmeinsel entschärft. Insgesamt sollen rund 5.000 m² auf Dachflächen und auf der Platte begrünt werden, mit einer so tiefen Substratschicht, dass auch Bäume gepflanzt werden können, auch Fassaden sollen begrünt und neue Bäume gepflanzt werden.

Kreislaufwirtschaft wird von Anfang an mitgedacht und umgesetzt. Abbruchmaterial wird vor Ort recycelt. Bei Neubauten werden wiederverwendbare Materialien eingesetzt. Das benachbarte Universitätszentrum Althanstraße II (Uni Wien) bleibt erhalten und wird in den neuen Campus integriert.

 

Zwischennutzung für Universitäten

Der Franz-Josefs-Bahnhof wurde 1978 eröffnet, bis 1995 wurde vorwiegend auf einer Überplattung des Bahnhofs das Universitätszentrum Althangrund errichtet.

2013 hat die Wirtschaftsuniversität Wien ihren neuen Campus im zweiten Bezirk bezogen, das Biologiezentrum ist 2021 ausgezogen. Seitdem werden die Gebäude fast durchgehend genutzt. Die alte WU wird zum Beispiel als Ausweichquartier für andere Universitäten verwendet, während deren Gebäude saniert werden - zum Beispiel war hier die Akademie der bildenden Künste Wien untergebracht, während das Haupthaus am Schillerplatz saniert wurde. Aktuell befinden sich auch Kunstateliers und Filmproduktionen in dem Gebäude. Das ehemalige Biologiezentrum wurde zuletzt als Aufnahmezentrum für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung gestellt und im ehemaligen Gewächshaus befindet sich ein Artenschutzzentrum für Papageien und andere bedrohte Tierarten.

 

Weiterer Grundstein für Spitzenforschung

„Das Campus-Projekt gibt der BOKU University die einmalige Chance, mit innovativen Flächenkonzepten und zeitgemäßen Raumgestaltungen neue Lehr-, Lern- sowie Arbeitswelten für ihre Studierenden und Mitarbeiter*innen zu realisieren. So soll neben attraktiven Studienbedingungen auch künftig weiterhin Spitzenforschung ermöglicht werden“, betont BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Sebastian Schütze (Rektor Uni Wien), Stadträtin Ulli Sima, Silvia Angelo (Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG), Bezirksvorsteherin Saya Ahmad und Hans-Peter Weiss.

„Der Campus Althangrund ist für die Standortstrategie der Universität Wien ein Schlüsselprojekt. In der ganzen Stadt verstreute Institute sollen hier zusammengeführt werden. Ziel ist eine moderne Infrastruktur, die interdisziplinäre Forschung fördert und Studierenden eine inspirierende Lernumgebung bietet. Als gemeinsames Projekt von Universität Wien und BOKU und durch die Integration von Bundesschulen hat der Campus Althangrund Modellcharakter für die Entwicklung zukünftiger Bildungsstandorte“, so Sebastian Schütze, Rektor der Uni Wien.