Baujuwel in Erzherzog-Johann-Grün

Am Mittwoch eröffneten BIG und Uni Graz das historische Gewächshaus im botanischen Garten. Ferdinand Harnoncourt übergab den symbolischen Schlüssel an Rektor Martin Polaschek und Vizerektor Peter Riedler. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl und die Landtagsabgeordneten Sandra Holasek (Sprecherin für Kultur und Wissenschaft) und Alexandra Pichler-Jessenko (Sprecherin für Wirtschaft und Industrie) hielten Eröffnungsreden. Im Bild: alle genannten mit dem Direktor des botanischen Gartens, Christian Berg

Die BIG hat das 130 Jahre alte Gewächshaus vom Fundament bis zur charakteristischen Stahlkonstruktion saniert. Im zentral gelegenen Haupttrakt des Gebäudes entstand ein attraktiver Vortragsraum, der für universitäre Veranstaltungen genutzt wird. Um das Gebäude als Forschungsstandort fit zu machen und als denkmalgeschütztes Baujuwel zu erhalten, musste die gesamte Verglasung getauscht werden. Jetzt kommen spezielle Fenstergläser zum Einsatz, die das komplette UV-Strahlenspektrum durchlassen, das die Pflanzen zum Gedeihen brauchen. Brandschutz, Sonnenschutz und Beleuchtung wurden erneuert und das Gebäude wurde barrierefrei erschlossen. Als sichtbarste Maßnahme der Sanierung wurde die teils verrostete historische Eisenkonstruktion professionell begutachtet, saniert und wieder im bauzeitlichen Grün gestrichen.

Das historische Gewächshaus im botanischen Garten zählt zu den ältesten erhaltenen Bauten der Universität Graz. Das Gewächshaus ist in fünf Teilhäuser gegliedert – mit dem Palmen- oder Tropenhaus in der Mitte. Bei den meisten Palmenhäusern in europäischen Städten stand die gesellschaftliche Repräsentation im Vordergrund. Anders in Graz: Das Gewächshaus im botanischen Garten ist ein funktional reduzierter Ingenieursbau, bei dem schon bei der Planung der Forschungsaspekt im Zentrum stand. Architektonisch betrachtet, handelt es sich um einen Avantgardebau, der Strömungen des 20. Jahrhunderts vorwegnimmt. Das Gewächshaus wurde zwischen 1888 und 1889 von der Wiener Eisenkonstruktionsfirma Ig. Gridl errichtet, die das erste Stahlbauunternehmen in der Monarchie war und schon Ende des 19. Jahrhunderts 500 Mitarbeiter in ganz Europa beschäftigte. In dieser Zeit verbreitete sich auch in Österreich-Ungarn der Einsatz von Stahlbau als technisches und architektonisches Bauelement. Spezialisiert war Ig. Gridl auf Gewächshäuser ebenso wie auf Theater, wo man wegen der großen Brandgefahr Holz- durch Stahlkonstruktionen ersetzte.

Architekturfotos: David Schreyer
Fotos Schlüsselübergabe: Universität Graz | Konstantinos Tzivanopoulos