Biologiezentrum St. Marx

BIG Story Biologiezentrum

BIG Story: Interview Biologiezentrum

Den Anfang macht das Bio­logiezentrum St. Marx. 

Der Berliner Architekt Karsten Liebner im Interview über das von ihm und Marcel Backhaus für die BIG geplante Biologiezentrum.

In Wien-St. Marx wird seit vergangenem Jahr das Biologiezentrum der Universität Wien gebaut. Bis Frühling 2021 realisiert die BIG auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück Ecke Schachthausgasse/Erne-Seder-Gasse ein Forschungs- und Lehrgebäude für mehr als 5.000 Studierende und 500 Wissenschaftler.

Geplant wurde es von den beiden Berliner Architekten Karsten Liebner und Marcel Backhaus. Sie konnten 2017 den europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb mit 40 teilnehmenden Büros für sich entscheiden. Im Interview erzählt Karsten Liebner, warum das Gebäude eine Reminiszenz an den ersten Wiener Schlachthof ist und wie es zur für Wien eher ungewöhnlichen Fassadengestaltung kam.

Viele der derzeit in Wien realisierten Bauten wirken sehr kantig, Architekten setzen auf unterkühlte Ästhetik. Das Biologiezentrum in Wien-Landstraße hebt sich davon deutlich ab. Warum gehen Sie und Marcel Backhaus einen anderen Weg?

Die Bauform ergab sich aus der Bauaufgabe. Ein Biologiezentrum stellt man sich nicht als eckigen Kasten vor, sondern eher organisch. Für den Wettbewerb entwickelten wir ein Piktogramm, das die Evolution eines liegenden Dinosauriers hin zum Menschen mit aufrechtem Gang biomorph nachzeichnet. Daraus haben wir letztlich die Formgebung des Gebäudes abgeleitet. Diese Evolution sollte formal sichtbar werden.

Biologie ist die Wissenschaft vom Leben und das greifen wir mit einigen Elementen auf. Das Gebäude wird von charakteristischen Pilzkopfsäulen getragen, wie sie schon der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright verwendete. Diese finden sich nicht nur im Außen-, sondern auch im Foyer im Innenbereich wieder.

Ebenso untypisch ist der Einsatz einer Klinkerfassade. Diese sind in Wien rar, in Deutschland, wo sich auch Ihr Büro befindet, kommen sie allerdings häufig zum Einsatz. Ist das eine Anlehnung an Ihren Lebensmittelpunkt?

Der Klinker ist durchaus eine Reminiszenz, allerdings an den ersten Wiener Schlachthof, der sich bis in die sechziger Jahre hinein an diesem Standort befand. Für Schlachthöfe wurde traditionell Klinker als besonders widerstandsfähiges Material eingesetzt - so auch in Wien. Zu sehen ist das auch noch an den vormaligen Viehmarkthallen. Das Haus soll damit auch verortet werden und Bezug auf das Grundstück nehmen. Zusätzlich nimmt die Klinkerfassade auch Bezug auf berühmte europäische und amerikanische Universitäten. Klinkerziegel sind enorm widerstandsfähig und damit auch besonders nachhaltig. Bei entsprechender Verbauung sind sie praktisch über Generationen wartungsfrei.

Was waren die Herausforderungen im Planungsprozess?

Die Ausschreibung war sehr komplex. Auf einem verhältnismäßig kleinen Grundstück, das zwar sehr lang, aber schmal ist, 160.000 Kubikmeter Baumasse unterzubringen, war herausfordernd. Zudem galt es natürlich auch den städtebaulichen Aspekt mit zu berücksichtigen und einen Übergang zu dem angrenzenden Areal mit Park und Wohnbauten zu schaffen. Der sechsgeschossige Baukörper ist daher an die Schlachthausgasse gerückt und erscheint dort geschlossen, zu den Wohnhäusern hin wird das Bauvolumen aufgelockert und schafft so Raum für ein campusartiges Areal mit Zugangsbereich, drei Höfen und Versuchsgarten.

Ihr Büro befindet sich in Berlin, gebaut wird in Wien. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der BIG?

Marcel Backhaus und ich haben gemeinsam mit Vasko + Partner, die auch als Generalkonsulent fungieren, die ARGE Biologiezentrum gegründet und somit einen kompetenten und tatkräftigen Partner vor Ort.

In unserer Zusammenarbeit mit unseren Bauherren BIG und Universität Wien gibt es sehr viel persönliche Abstimmungen. Es ist kein Planen im stillen Kämmerlein, sondern durch den regen Austausch ist gewährleistet, dass alle Beteiligten gemeinsam das bestmögliche Ergebnis erzielen.